Gesundheitstourismus nimmt neue Dimension an

Gesundheitstourismus nimmt neue Dimension an

Der deutschsprachige Raum, insbesondere Deutschland, Österreich und die Schweiz sind vom Gesundheitstourismus betroffen. Soweit nichts Neues.

Das Anwerben von potenziellen Kunden in diversen Tageszeitungen und Zeitschriften kennen wir. Die Kreativität der Ärzte und Zahnärzte z. B. in Ungarn geht noch weiter. Unterdessen reisen die Ärzte und Zahnärzte in Länder ihres Zielpublikums und bieten dort Gratiskonsultationen an, um neue Kunden zu gewinnen. Anschliessend erhalten die potenziellen Kunden einen Kostenvoranschlag für die Behandlung, meist inklusive Reise und Aufenthalt z. B. in Budapest.

Fehlende Rechtssicherheit

Wer Medizintouristen, ob ärztlich oder zahnärztlich umwirbt, will daran verdienen. Einen Versorgungsauftrag, wie ihn beispielweise Ärzte und Zahnärzte in Deutschland, Österreich oder der Schweiz kennen, kennt der dort tätige Mediziner nicht. Dies ist den Kunden, die sich in Behandlung begeben, meist nicht bekannt.

Kommt es später zu Differenzen mit ausländischen Behandlern, ist es für die Patienten kaum möglich, ihre Rechte einzufordern. Selbst dann nicht, wenn die Erstuntersuchungen im Heimatland Deutschland, Österreich oder Schweiz stattgefunden haben.

Überraschungen bei den Kosten

Der Kostenvoranschlag muss nicht zwingend den realen Kosten entsprechen. Immer wieder kommt es vor, dass Patienten bei der Behandlung im Ausland plötzlich durch Zusatzkosten überrascht werden. Zudem ist die Gefahr einer Überbehandlung ohne eine Zweitmeinung gross.

Der Präsident der Genfer Zahnärztegesellschaft äusserte dazu «Zum Beweis: Die ungarischen Zahnärzte wenden bei Schweizer Patientinnen und Patienten nicht den ungarischen Zahnarzttarif an – sie verdreifachen oder vervierfachen die Preise». Es kann angenommen werden, dass diese Mediziner mit äusserst günstigen Preisen auf Kundenfang gehen. Ähnliches kann ich aus Erfahrungen in Projekten auf der iberischen Halbinsel berichten. Zahnärzte sparten dort kaum an ihren Honoraren, sondern an den Herstellungskosten der Versorgungen.

Nicht zu unterschätzender Zeitaufwand

Das Risiko, das Patienten mit einer Auslandsbehandlung eingehen, steigt mit dem Umfang der geplanten Behandlung. Besonders im Dentaltourismus trifft man immer wieder auf Behandler, die in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Umsatz erzielen wollen. Bei umfassenden Behandlungen ist es in der Kürze der Zeit nicht möglich den natürlichen Heilungsprozess ausreichend zu berücksichtigen.

Ein Beispiel: Ein frisch gesetztes Implantat muss mehrere Wochen einheilen, bevor die Krone aufgesetzt werden kann. Selbst wenn ein Zahnarzt sehr gut qualifiziert ist und die Behandlung korrekt durchführt, leidet die Qualität, weil die Therapie in kürzester Zeit und ohne Nachsorge durchgeführt wird. Treten Komplikationen auf, können die Kosten schnell explodieren. Zusätzliche Reisen, Abwesenheiten am Arbeitsplatz, nicht selten eine Reparatur der mangelhaften Behandlung durch einen anderen Zahnarzt im Heimatland.

Fallbeispiele zeigen immer wieder, wie teuer letztlich die sogenannten Billigärzte oder -zahnärzte werden können.

Behandlung im Heimatland den Vorzug geben

Weshalb empfehlen die Ärztegesellschaften die Behandlung in den Heimatländern? Die Ärzte und Zahnärzte sind verpflichtet zur stetigen Fortbildung, arbeiten nach gemeinsam festgelegten Qualitätsleitlinien und halten berufsethische Standards ein. Darüber hinaus werden Arbeitsplätze gesichert. Und Patienten haben z. B. eine Mindestgarantie auf Zahnersatz.

Langfristig die günstigere Wahl

Am Besten fahren Patienten, wenn sie regelmässig Kontrolltermine bei ihren Ärzten wahrnehmen. Nach dem Motto »Vorbeugen ist besser als heilen« zeigen z. B. Zahnärzte ihren Patienten, wie sie Zahnschäden vermeiden und mit guter Mundhygiene langfristig Geld sparen können.

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